Es gibt leider immer noch den Irrglauben, dass eine herausfordernde Kindheit bedeutet, dass man auch als Erwachsener ähnliche Probleme hat bzw. nicht in die eigene Kraft kommen kann.
Wenn wir uns mit unserer Vergangenheit auseinandersetzen, ist es wichtig genau zu schauen und zu spüren, wo und wann wir in unserer Gegenwart tatsächlich noch ungünstig von der Vergangenheit beeinflusst werden.
Es ist wichtig, die eigene Sicht frei zu machen von Stigmatisierungen und Mythen, welche es nach wie vor noch gibt.
Zu diesem Thema habe ich 2 Literaturvorschläge zum Weiterlesen für dich:
Zum einem das Buch „Es ist nie zu spät, eine glückliche Kindheit zu haben“ von Ben Furmann (Facharzt für Psychiatrie, der Ressourcen und Stärken des Menschen in Vordergrund stellt).
Die Grundlage diese Buches besteht daraus, dass er 300 Briefe von Menschen erhalten hat, die eine schwierige Kindheit hatten, in denen folgende 3 Fragen beantwortet wurden:
1. Was hat Ihnen persönlich geholfen, die schwierigen Kindheitserlebnisse zu bewältigen?
2. Was haben Sie aus Ihrer schwierigen Kindheit gelernt?
3. Wie haben Sie später im Leben die Erfahrung gesammelt, die Ihnen in der Kindheit gefehlt haben?
Außerdem zieht er zahlreiche wissenschaftliche Studien zu diesem Thema heran und hat sich mit vielen Menschen, Betroffenen, anderen Experten über diese Thema ausgetauscht. Ich finde das Buch sehr informativ und vor allem Augen öffnend, der folgende Text von ihm fasst seine Aussagen in dem Buch gut zusammen:
„Die Geschichte - Ereignisse aus der Vergangenheit - können wir nicht ändern. Was getan wurde, kann nicht rückgängig gemacht werden, aber wir können erstaunlich viel Einfluss darauf haben, wie wir unsere Vergangenheit verstehen und was die Ereignisse für uns bedeuten.
Die Vergangenheit ist nicht nur ein Buch, in dem Vorkommnisse chronologisch aufgezählt werden. Sie ist eine lebendige Geschichte, die ihre Form dementsprechend ändert, wie sie erzählt wird, welche Bedeutung den Geschehnissen beigemessen wird, wie sie erklärt werden und je nachdem was man vermutet, welche Folgen sie haben.“
Ben Furmann macht in seinem Buch deutlich, wie wichtig der Umgang der Therapeuten, Coaches (…) auf die Schilderungen der „Betroffenen“ sind. Denn je nachdem, in welchen Licht die Vergangenheit von den Experten betrachtet werden, hat das einen großen Einfluss darauf, wie das Erlebte eingeordnet wird.
Die andere Empfehlung ist die Zeitschrift „Spiegel“, Ausgabe Nr.15, 6.4.09, dort gibt es einen 9 seitigen Bericht über „Die Kraft der Widerständigen“ Auszug: „Obwohl alles dagegen zu sprechen scheint, gelingt überraschend vielen Jungen und Mädchen nach einem schlechten Start, ein gutes Leben. Psychologen, Gentiker, Biologen und Pädagogen suchen nach Gründen…“
Ich fand es schon immer spannend herauszufinden, warum Menschen so werden und sind, wie sie sind und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen.
Es ist auf jeden Fall ein sehr komplexes Thema und ich möchte mit diesem Text als Pädagogin, als Coach und als Mensch daran erinnern, dass wir als Erwachsene unsere Geschichten selber schreiben können. Eine schwierige bzw. herausfordernde Kindheit bedeutet nicht zwangsläufig ein schwieriges bzw. herausforderndes Erwachsenenleben.
Deine Anja Kunze